ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.
ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.
ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.
ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.
ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.
ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.
ROSMERSHOLM von Ulf Stengl nach Motiven des gleichnamigen Stückes von Henrik Ibsen für das Theater in der Josefstaadt, Wien 2019 Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir in die Geschichte einsteigen, wurde Beate bereits von ihrer Einsamkeit in den Freitod getrieben, unter der sie zunehmend in der Ehe mit Johannes gelitten hatte. Der Bruder der Toten, Richard Kroll, findet ein Jahr nach dieser Verzweiflungstat seinen Schwager in politisch bedenkliche Ansichten abgeglitten. Er nimmt den Kampf um den Freund und für die Grundsätze auf, die ihm heilig sind. Und gegen Rebekka, die junge Frau, die den Platz Beates eingenommen zu haben scheint. Kroll macht sie für die Tragödie verantwortlich. Er wird eine neue Katastrophe auslösen, indem er das labile Gleichgewicht zerstört, auf dem Rebekka und Johannes ihr gemeinsames Leben zwischen Schuld und Trauma gegründet haben. Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft. Wut, Verbissenheit, Verzweiflung der Kontrahenten sind jedoch in der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung die gleichen wie zu Ibsens Zeiten. Und auch die von Ibsen beschriebenen seelischen Erschütterungen, die geeignet sind Menschen in die Ausweglosigkeit zu treiben, haben seither nichts von ihrer zerstörerischen Kraft verloren. Verändert hat sich die Sprache, mit der die Figuren des Stückes ihre Nöte und Verletzungen gleichermaßen zu erklären wie vor sich selbst und den anderen zu verbergen suchen. Um den zeitlos brisanten Kern von Ibsens Stück deutlich sichtbar zu machen, kleiden wir ihn daher in eine neue, aktuelle Erzählung. KROLL Wie kam der Text in die Phalanx? JOHANNES Weiß nicht. KROLL Wie? JOHANNES Ich weiß nicht. Vielleicht hat jemand meinen Computer - Ist da rein irgendwie oder - KROLL Schwachsinn! Sie. Sie hat den Text an die Phalanx gegeben. Niemand anderer. Sie kennt es durch ihren Vater. Und sie hat Zugang zu deinem Computer. Ich bin doch nicht blöd. JOHANNES Ja, verdammt. Und? Bist du jetzt zufrieden? Pause KROLL Und wieso kann sie das? Woher hat sie von dem Artikel gewusst? Einfach so? JOHANNES Wir arbeiten zusammen. KROLL Wie muss man sich das vorstellen? Diktierst du ihr? Liest ihr deine Artikel vor? Setzt sie die Kommata? JOHANNES Wir diskutieren. KROLL So? JOHANNES Sie hat einen wachen Verstand und – KROLL Ah ja. JOHANNES Lass diesen Ton, ja? KROLL Ich habe keinen Ton. JOHANNES Diesen Unterton. KROLL Mich interessiert nur, wer welchen Anteil an diesem Text hat. JOHANNES Das kann man nicht mehr auseinanderhalten. Wir sind uns in den meisten Punkten einig. KROLL Wie schön. JOHANNES Was soll das wieder heißen? KROLL Ist doch fein, wenn euer Verhältnis von so viel Harmonie gekennzeichnet ist. Wusste Beate? JOHANNES Nein. Sie war nervös genug.